Sonntag, 13. Dezember 2015

Der Anstrengende

Ausgehend von diesem Artikel beim Feuerwehrmagazin wollte ich eigentlich im November einen Leserbrief bzw. Gastartikel zu dem Thema schreiben. Zur Veröffentlichung in der Printausgabe.

Und dann kommt es ausgerechnet beim THW und in Dornach zu einer Begegnung, die mich an dem Sinn einer solchen Aktion zweifeln läßt.

Wir haben beim THW in der Ausbildungsgruppe einen jungen Mann Mitte 20, der ein mir - der ganzen Gruppe, vielleicht auch dem Ausbilder nicht - bekanntes Problem hat. Er spricht mit sehr schwerer Zunge, langsam, manchmal unverständlich. Bei einem der Ausbildungssamstage, die einmal im Monat anstehen, lag zufällig während einer Pause ein Medikamentenschächtelchen auf dem Tisch. Eins dieser Exemplare, wo man Rationen für morgens, mittags, abends, nachts hineinsortieren kann, um sie am entsprechenden Tag zur Verfügung zu haben.

Ja, ich weiß, das heißt gar nichts. Und äußerlich wirkt er wie ein normaler junger Mann, bis er eben zu sprechen anfängt ... :(

Aber ... :(

Jeden Samstag wieder - und es sind jetzt bestimmt 4 Samstage, also 4 Monate gewesen, seitdem er dabei ist - gibt es mindestens einen Moment, wo die ganze Ausbildungsgruppe an einem bestimmten Ort auf dem Gelände ist und er kommt fünf bis zehn Minuten später.
"Ach, da ist der Herr B. ja", sagt unser Ausbilder dann.

Neulich war "Heben von Lasten" das Thema. Das THW hat dazu verschiedene mechanisch-hydraulische Hilfsmittel, um etwa Steinblöcke anzuheben - man muß aber immer mit Holzteilen abstützen, bevor man den Stein weiter anheben kann, und deshalb liegen auch jede Menge Holzbalken und -stücke in verschiedenen Größen bereit.

Und dann gab es den Moment, wo mehr oder weniger die ganze Gruppe mit dem anzuhebenden Steinblock beschäftigt ist, einige gucken vielleicht auch nur zu - und Herr B. räumt mit strahlendem Gesicht, aber ohne Anweisung, lange Holzbalken unter den Block.
Es hat nicht direkt gestört, aber gefordert war es eben auch nicht ...

Nun hatten wir gestern beim THW unsere Weihnachtsfeier: mittags gab es Braten mit Rotkraut und Klößen, nachmittags Stollen und Kinderpunsch sowie die unvermeidlichen Ehrungen. Danach muß er noch zu den Johannitern nach Dornach gefahren sein, denn als ich - die ich gestern mal früh ins Bett gegangen bin - gegen eins in der Nacht wieder aufwache und in Facebook reingucke, finde ich dort einen recht wütenden Eintrag von ihm in der Johanniter-Gruppe. Auf Nachfrage einer anderen Person stellt sich heraus, daß es wohl eine Diskussion gab, ob jemand (ein Flüchtling vermutlich) vom Rettungsdienst abgeholt werden sollte.
Eine Diskussion, die ich, wie im letzten Eintrag erwähnt, ja auch schon mal hatte, aber vielleicht nicht in demselben Umfang wie er.

Es gab einen Übungssamstag im Oktober, da haben wir mit den Digitalfunkgeräten "spielen" dürfen. Da hatte ich ihn als Teampartner erwischt und war noch guter Dinge, hätte ihn gern öfter als Partner gehabt, auch weil wir uns ja auch von Dornach her kannten.

Aber jetzt weiß ich nicht weiter.

Der Ausbilder hat gestern die Prüfungen im Frühjahr erwähnt und meinen Namen auch genannt. Ich bin ganz froh drum, denn die langen Montage fangen an, mir auf den Keks zu gehen. Am letzten Montag war ich erst um zwanzig vor eins daheim.

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