Sonntag, 30. Oktober 2016

Der GAU, Teil 3

Das wird hier noch zur Serie, fürchte ich.

Der aktuelle Stand: Auticon hat sich bis zuletzt Zeit mit einem Feedback gelassen. Das Gespräch dazu sollte am vergangenen Donnerstag sein. Was mir nicht so recht war, da man mir wegen "Du bist doch gerade im Projekt" versuchte, einen Termin bei der Schuldnerberatung zu untersagen. Am Mittwoch oder Donnerstagvormittag dann eine SMS: "Können wir es doch verschieben? Der Chef mußte kurzfristig weg ..."

Ich habe dann, bevor ich von der Verschiebung erfuhr, trotzdem Druck gemacht, denn ich hätte ja auch längst mal zum Jobcenter gehen müssen! Nun gehe ich am Mittwochmorgen gleich um acht Uhr hin und kann daher vorher nicht absagen, sollte sich Auticon doch noch an den gesunden Menschenverstand erinnern und die Kündigung zurücknehmen ...

Nein, ich erwarte das nicht wirklich.
Aber ich bin so sauer, daß ich denke, wenn sie es nicht tun, dann gnade ihnen Gott! Denn dann schweige ich nicht!

Es hätte ja auch anders laufen können. Daß ich mich, sofort nach dem ersten Auftreten dieser Absencen in der Ausbildung, hätte durchchecken lassen. Ein Medikament bekommen hätte, das mich vielleicht müder gemacht hätte oder an meiner Stimmung geschraubt. Den Ausbildungsplatz u.U. eingebüßt hätte. Nie gescheit hätte arbeiten können. Mit 30 ein Wrack gewesen wäre, so wie Sören Schindler.

Na schön, ich bin jetzt 38 und quasi ein Wrack. Fehlt eigentlich nur noch die Obdachlosigkeit.

Ich hab es den Monat über geschafft, die Arbeit zu machen. Nicht ohne Aussetzer, aber so, daß ich glaube, ich kann zufrieden sein. Liege gut in der Zeit, lasse nicht zuviel offen.

Und das ist eigentlich die Ungerechtigkeit. Für die Arbeit im aktuellen Testzyklus war ich offenbar doch noch gut genug. Ich hab nicht die Notbremse gezogen und gesagt, es geht nicht, weil ich am ersten Tag und auch allen folgenden eingenickt bin. Die Kollegin hat wieder was von Depression und "ich kenn sowas ähnliches" gefaselt.

Muß ich mich wirklich dafür bestrafen lassen, daß ich auf "durchhalten" gepolt war und bin? Daß ich nicht bei der Überforderung, die die Ausbildung nun zugegeben irgendwo schon war, gesagt hab, tschüß, es reicht, weil mir die in diese Richtung weisenden Kommentare meiner Eltern einfach nur auf den Sack gegangen sind?

Ich habe heute noch einmal gegoogelt. Die Aufdosierung von Lamotrigin, das ich im Herbst 2012 schon mal nahm, dauert 8-10 Wochen.  Dieses Medikament würden die zwei Neurologen nicht noch einmal nehmen, ihre Wahl fiele auf Keppra (Levetiracetam). Google ich danach, finde ich fast sofort wieder Hinweise auf erhöhte Müdigkeit und Stimmungsschwankungen als Nebenwirkung. Dinge, über die die Neurologen übrigens nicht redeten.

Ich bekam im Oktober zwei Anfragen, hatte im September ein Vorstellungsgespräch. Bin zunehmend offen mit der Einschlafgeschichte umgegangen (was hätte ich auch sonst machen sollen?). Bekomme in allen drei Fällen die Rückmeldung, daß man sich anders entschieden hat.

Verdammt, ich möchte gerade allen erwachsenen Autisten zuschreien: Rückzug aus dem sozialen Leben ist keine Lösung!

Andere Angestellte bei Auticon melden sich von heute auf morgen krank. Ich bin faktisch krank, fühle mich aber nicht so und bleibe deshalb nicht zu Hause. Und werde dafür wie eine Aussätzige behandelt.

Ich habe, nachdem der Psychiater-Neurologe aus dem Urlaub zurück war, dort wieder angerufen. Neuer Termin? Erst im Februar 2017. Da war das Geschrei von verschiedenen Seiten (Auticon, THW-Kollege) groß: waaassss, die müssen Dir doch schneller einen Termin geben, ruf da noch mal an! Ich rufe noch mal an, frage vorsichtig. Nee, geht wirklich nicht eher.
Eigentlich eine normale Frist und wer mal mit der Materie befaßt war, weiß doch eigentlich auch Bescheid!

Am vergangenen Freitag taucht unser "Projektmanager" in Zivil (schwarzes T-Shirt!) und unrasiert (kein Scherz!) beim Kunden auf. (Also, selbst die beiden Kollegen waren besser angezogen! Wer ist hier eigentlich der Hilfsbedürftige?)
Eine halbe Stunde etwa, nachdem er weg ist, schreibt er allen Projektbeteiligten von Auticon eine Mail, wir sollten doch an unsere Stundenzettel denken. Da er die beiden abwesenden Kolleginnen nur über die Kundenadresse angeschrieben hat, leite ich die Mail an deren Auticon-Adressen weiter. Die Kollegin bedankt sich. Da der Projektmanager erwähnt hatte, sie käme am Montag zur Übergabe, schreibe ich eine weitere kurze Mail, zur Info, in dem Stil einer Erinnerung. Woraufhin sie schreibt, davon hätte Auticon ihr gar nichts gesagt.

Bis etwas nach vier höre ich nichts mehr, dann verlasse ich das Büro. Ich weiß also nicht, ob sie jetzt am Montag kommt. Aber es ist ja eigentlich auch egal. Das Büro, in das wir umgesiedelt worden, ist nicht das, in das wir eigentlich sollten. Kleiner, nur vier Arbeitsplätze. Zentraler und damit nicht ganz so ruhig. Okay, die Baustelle ist nicht mehr zu hören. Aber vom Gefühl her: suboptimaler. Ich glaube also nicht, daß die Kollegin sich da wohlfühlen wird.

Einen befreundeten Rechtsanwalt hatte ich angeschrieben, in der Hoffnung, er würde mir Händchen halten. Vor allem gegenüber dem Jobcenter.
Mehr als eine - bei meinen Verhältnissen unbezahlbare - Klage hat er aber nicht zu bieten.

Bleibt alles kacke.

Montag, 10. Oktober 2016

Hoch oben über den Wipfeln ...

Familien zerfallen, wenn Familienoberhäupter sterben. Nicht sofort, aber nach und nach. Traditionen fallen weg, müssen neu geordnet werden.

Einen Versuch in diese Richtung hat vor drei Jahren eine Schwester meines (biologisch nicht mit mir verwandten) Onkels gestartet, am vergangenen Wochenende kamen wir dann alle zusammen: die Berliner, Kasseler, Leipziger, Dresdner, Brüsseler, Heidelberger und der schwesterliche Anhang aus Bad Nauheim, Basel, Hallbergmoos. Viel zu kurz waren eineinhalb Tage im Stiftsgut Wilhelmglücksbrunn, das ich als Herberge gern weiterempfehle, gerade auch für Familien.

Aufgrund der kurzen Zeit gab es nur einen gemeinsamen Ausflug - in den Naturpark Hainich, in dem es einen Baumkronenpfad gibt. Auf einem kaum merklich ansteigenden Pfad zwischen den Bäumen wird man nach oben geführt. An bestimmten Punkten gab es Erklärungstexte, die sehr kindgerecht gehalten waren. Andere Punkte boten Klettermöglichkeiten, zum Beispiel hängende Stege.

Ein paar mit dem Smartphone geschossene Bilder:




 









Es wurde beschlossen, sich jährlich im Herbst zu treffen. Mal sehen, ob es gelingt.

Die Zeit der gemeinsamen Weihnachtsfeste der Dresdner und Bad Nauheimer (jeweils mit Kindern/Enkelkindern) ist dagegen nun doch zu Ende.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Das Oktoberfest XXL-Gefühl

Mehr als den einen Tag Dienst, den meine Bereitschaft sowieso macht, wollte ich mitmachen.
Und da ich eh eine "gebt mir mehr Dienste"-Phase hatte, hab ich mich sogar vor der Wiesn schon ins Abenteuer gestürzt.
Denn natürlich wollten die Behandlungsplätze und 4 Sanitätscontainer auch bestückt werden.

Und obwohl ich nicht mehr damit gerechnet hatte, gab es doch noch Möglichkeiten, an anderen Tagen als dem letzten Sonntag mit dabei zu sein.

Es kamen zusammen:
- 2x 5 Stunden Aufbauhilfe in der vorletzten Woche vor dem Oktoberfest.
- etwa 4 Stunden Dienst beim Trachten- und Schützenzug (noch so ein Standarddienst meiner Bereitschaft)
- einmal Einspringen am ersten Freitag
- einmal Einspringen am zweiten Dienstag
- der Standarddienst am 2. Sonntag

Dazwischen noch drei Einsätze bei Fußballspielen. Und ein kurzer privater Wiesn-Besuch meinerseits am sehr sonnigen zweiten Freitag.

Mehr hätte es auch nicht sein dürfen, ich bin jetzt noch platt. Ok, ein paar negative Momente sind daran auch schuld.

Die befürchtete Katastrophe ist ja zum Glück ausgeblieben.
Aber der Kurzbesuch auf der Wiesn am Freitag, bei dem ich dann eben auch mal wie ein normaler Besucher kontrolliert und umgeleitet wurde, und die Ankündigung, daß es bei diesen Sicherheitsmaßnahmen bleiben wird, vermiesen mir die Lust auf die nächste Wiesn schon ein bißchen.